Buchpräsentation im Münchner Rathaus mit Fleißer-Lesung

Reinhard Lampe hat im Band 15 der Studien zur Jüdischen Geschichte und Kultur in Bayern die Psychiatrische Kuranstalt Neufriedenheim intensiv erforscht, ganz besonders den jüdischen Patienten Moritz Bendit (1863-1940), der dort 42 Jahre untergebracht war, bevor er im Alter von 77 Jahren im Rahmen des NS-Euthanasie-Programms in der Tötungsanstalt Hartheim bei Linz ermordet wurde.
Der Band zeichnet aber auch die Lebensgeschichte des Leiters der Anstalt Neufriedenheim, des Psychiaters Dr. Ernst Rehm, nach und gibt einen vertieften Einblick in dieses privat geführte psychiatrische Sanatorium.

Marieluise Fleißer hat im Jahr 1938 drei Monate in dieser Anstalt Neufriedenheim verbracht. Und 27 Jahre später verarbeitet die Ingolstädter Autorin die Erlebnisse aus diesem Aufenthalt literarisch und verfasst darüber die Erzählung Die im Dunkeln.
In diesem 1965 erschienenen fiktionalen Text beschreibt sie sprachlich und formal in komplexer Weise Erinnerungen, Gestalten und Erlebnisse aus der Vergangenheit (des Jahres 1938), die sich offensichtlich tief im Unterbewussten festgesetzt hatten.
Die Fleißer-Erzählung ist in dem Band vollständig abgedruckt.

In der Juristischen Bibliothek im Neuen Rathaus München wurde der Band nun der Öffentlichkeit präsentiert, und die Bedeutung der Forschungsleistung von Reinhard Lampe wurde im Gespräch mit der Historikerin Dr. Sibylle von Tiedemann deutlich herausgearbeitet.

Es folgte eine sehr beeindruckende Lesung von Auszügen aus der Fleißer-Erzählung Die im Dunkeln durch die BR-Sprecherin Julia Cortis, und damit wurde eine gelungene und Erkenntnis vermittelnde Buch-Präsentation literarisch abgerundet.  

Das Interesse an der Veranstaltung war groß, der Raum in der Juristische Bibliothek voll besetzt, der Büchertisch mit dem Verkauf des Bandes wurde belagert, und Reinhard Lampe konnte vielfach signieren.

Andreas Betz