Marieluise Fleißer

Die bedeutendste Autorin des 20. Jahrhunderts ist Marieluise Fleißer, die hat keinen Nobelpreis bekommen, da dürfte ich ihn ja gar nicht annehmen.

Elfriede Jelinek im Interview „Das Pilzgeflecht des Dichtens“ in: Die Presse, Samstag, 9. Oktober 2004, S. 39.

Fleißer im Podcast

Ein vielstimmiges Porträt bietet die WDR-Sendung „Marieluise Fleißer, Schriftstellerin“ vom 2. Februar 2014 aus der Reihe ZeitZeichen, anlässlich des 40. Todestags der Autorin. Marieluise Fleißer kommt gelegentlich auch selbst im O-Ton zu Wort.

Hier nachzuhören in der WDR-Mediathek, Dauer ca. 15 min.

Fleißer im Film

Tilman Urbach porträtiert Fleißer in seinem BR-Dokumentarfilm „Marieluise Fleißer – Provinz und Provokation“ (2011). Hier ein kurzer Ausschnitt sowie mehr zum Inhalt.

Der Kurzspielfilm „Über die deutsche Frau“ (2020) von Kevin und Toby Schmutzler gewährt Einblicke in das Leben und Werk der Marieluise Fleißer, allerdings nicht in Form eines klassischen Dokumentarfilms. Stattdessen trifft die Autorin Marieluise Fleißer unter anderem auf ihre Romanfigur Frieda Geier … Hier der Link zum Trailer. Im neuen Marieluise-Fleißer-Haus kann man sich den kompletten Film ansehen.

Biographie

1901  Marieluise Fleißer wird am 23. (nach anderer Angabe am 22.) November in Ingolstadt geboren.
1907  Eintritt in die Volksschule. Zwei Jahre später Übertritt in die Töchterschule des Klosters St. Johann im Gnadenthal.
1914  Wechsel nach Regensburg in das Mädchengymnasium der Englischen Fräulein.
1917  Sie liest heimlich Strindberg und die Expressionisten.
1920  Abitur. Immatrikulation an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Studium der Theaterwissenschaft bei Arthur Kutscher. Ihr erster Freund wird der luxemburger Student, Weltenbummler und Schriftsteller Alexander Weicker, genannt Jappes.
1923  „Meine Zwillingsschwester Olga “ (später „Die Dreizehnjährigen“). „Meine Freundin, die Lange“, Erzählungen.
1925  „Abenteuer aus dem Englischen Garten“, Erzählung.
1926  25. April: Uraufführung von „Fegefeuer in Ingolstadt“ (früherer Titel „Die Fußwaschung“) durch Moriz Seeler, Junge Bühne, im Deutschen Theater in Berlin. Sie erhält einen kleinen Rentenvertrag von Ullstein. Im Spätsommer und Herbst besucht sie Brecht öfter in Augsburg. Im Spätherbst geht sie nach Berlin und bleibt bis 1927.
1927  Im 2. Halbjahr wieder nach München. Sie nimmt die noch 1926 begonnen „Pioniere“ wieder auf, fährt später mit dem Sportschwimmer und späteren Ehemann Bepp Haindl an den Wörthersee, beendet die „Pioniere“.
1928  Rückkehr nach Ingolstadt. Verlobung mit Bepp Haindl. 25. März Uraufführung der „Pioniere“ an der Komödie Dresden durch Renato Mordo. „Ein Pfund Orangen“, „Die Ziege“ (Erzählungen).
1929  Aufführung der „Pioniere“ am Theater am Schiffbauerdamm in Berlin. Ein vorbereiteter Theaterskandal mit politischem Hintergrund. Der Vater erteilt Hausverbot. Auflösung der Verlobung mit Haindl. April: Bruch mit Brecht. Mai/Juni: Schwedenreise und Verlobung mit dem Journalisten und Schriftsteller Hellmut Draws-Tychsen. Herbst 1929/Anfang 1930: „Der Tiefseefisch“. Drama.
1930  Dreimonatige Reise mit Draws nach Andorra. Rentenvertrag für ein Jahr mit dem Gustav Kiepenheuer Verlag. Sie schreibt die „Mehlreisende Frieda Geier“.
1931  „Mehlreisende Frieda Geier“. Roman.
1932  Geldsorgen. Sie schreibt noch ein paar weitere Berichte für das Buch „Andorranische Abenteuer“, das im Herbst im Kiepenheuer Verlag erscheint. Nervenkrise und missglückter Selbstmordversuch. Im Herbst kehrt sie nach Ingolstadt zurück.
1933  Mai/Juni: wieder in Berlin. Ende Juni: Rückkehr nach Ingolstadt. Aus diesem Jahr sind nur die Erzählungen „Frigid“ und eine erste Fassung von „Schlagschatten Kleist“ erhalten. Auflösung der Verlobung mit Draws.
1934  Letzter Fluchtversuch aus Ingolstadt. Fleißer verliebt sich in den Maler und Lehrer Georg Hetzelein aus Regelsbach. Einjähriger Briefwechsel. Hetzelein schickt etwa hundert erotische Bildbriefe.
1935 Heirat mit dem Tabakwarengroßhändler und früheren Verlobten Sepp Haindl. Sie muss im Geschäft mitarbeiten.
1937  Erste Fassung von „Karl Stuart“. Drama.
1938  August: Nervenzusammenbruch durch Arbeitsüberlastung.
1943  Kriegseinsatz als Hilfsarbeiterin. Infolge der Überlastung treten wieder nervöse Störungen auf. Es gelingt ihrem Mann, sie vom Kriegseinsatz zu befreien.
1944  „Karl Stuart“. Drama.
1945 Ihr Mann kehrt herzkrank und abgemagert aus dem Krieg zurück. „Der starke Stamm“. Drama.
1949  „Er hätte besser alles verschlafen“. „Das Pferd und die Jungfer“. „Des Staates gute Bürgerin“. Erzählungen.
1950  Wiedersehen mit Bertolt Brecht bei den Proben von „Mutter Courage“ an den Kammerspielen München. „Der starke Stamm“ wird von Schweikart für die Kammerspiele angenommen. Rundfunk und Fernsehen werden auf die Fleißer aufmerksam.
1951  Preis des Kuratorium der Stiftung zur Förderung des Schrifttums.
1952  Sie muss ihrem Mann im Geschäft helfen und findet keine Zeit zum Schreiben. Erster Preis im Erzählwettbewerb des Süddeutschen Rundfunks für „Das Pferd und die Jungfer“.
1953  Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
1954  Ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
1956 Begegnung mit Brecht in Ostberlin. Sie arbeitet für den Bayerischen Rundfunk. Abteilung Hörfunk, im Lektorat, um Geld zu verdienen.
1958  Josef Haindl stirbt am 15. Januar: Sie erleidet einen Herzinfarkt. Sie löst das Geschäft ihres Mannes auf.
1961  23. Dezember: erste Verleihung des neueingerichteten Kunstförderpreises der Stadt Ingolstadt an Marieluise Fleißer.
1963  „Avantgarde“. Erzählung.
1964  Der Rauch“. Erzählung.
1965  „Die im Dunkeln“. Erzählung. Förderungspreis des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie.
1966  „Der starke Stamm“ wird an der Schaubühne am Halleschen Ufer aufgeführt. Zwei Monate in der Villa Massimo. Sizilienreise. „Der Venusberg“. Erzählung.
1967  Sie beginnt, wieder an „Pioniere in Ingolstadt“ zu arbeiten, die sie 1926 schrieb. Verleihung des Poetentalers (Bayern).
1970  1. März: Uraufführung der neuen Fassung „Pioniere in Ingolstadt“ am Residenztheater München.
1971  30. April: Uraufführung der neuen Fassung „Fegefeuer in Ingolstadt“ an den Wuppertaler Bühnen. R. W. Fassbinder bearbeitet „Pioniere in Ingolstadt“ für das Fernsehen.
1972   „Alle meine Söhne“. Aufsatz über Martin Sperr, Rainer Werner Fassbinder und Franz Xaver Kroetz.
1973  Verleihung des Bayerischen Verdienstordens durch den damaligen Kultusminister Professor Hans Maier.
1974  2. Februar: Marieluise Fleißer stirbt in Ingolstadt.