Marieluise-Fleißer-Gesellschaft erwirbt Originalbrief

Angekauft wurde ein Brief von Marieluise Fleißer aus dem Jahr 1946. Er wird fortan dem Fleißer-Archiv als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Offiziell überreicht wurde das Schriftstück am 25. Juni 2019 im Rathaus Ingolstadt. Hierzu auch ein Bericht im Donau-Kurier.

„Es ist mir immer lieb, wenn jemand ungeschminkt sagt, was nach seinem Empfinden mit einer Arbeit los ist.“

Es handelt sich konkret um den vierten Brief aus Fleißers Korrespondenz mit Hans Eberhard Friedrich, dem damaligen Herausgeber der neu gegründeten Kulturzeitschrift „Prisma“, die im Kurt-Desch [sic!]-Verlag erscheinen sollte. Friedrich bittet sie um Mitarbeit und die Zusendung möglicher Texte für einen Abdruck. Fleißer bietet ihm daraufhin drei aufeinander folgende Szenen aus der Tragödie „Karl Stuart“ und die Novelle „Die Versuchung des Neptun“ an. Friedrich wählt die zweite und die vierte Szene (wohl aus dem 1. Akt) aus, die Novelle lehnt er, mit ausführlicher Begründung, jedoch ab. Auf diesen Brief vom 17. Juli 1946 antwortet der neu angekaufte Brief ohne Datumsangabe. Er lässt sich aber, nach Recherchen im Fleißer-Archiv, eindeutig auf den 23. Juli 1946 datieren.

Fleißers Situation nach dem 2. Weltkrieg

Der Brief führt, im Kontext der Korrespondenz, deutlich Marieluise Fleißers Situation nach dem 2. Weltkrieg vor Augen. Noch immer leidet sie unter den Belastungen in der Ehe mit Haindl und den Pflichten im Haushalt. Sie glaubt aber nach wie vor an ihre schriftstellerische Begabung, sucht Anschluss an die literarische Welt und möchte durch das Schreiben auch Geld verdienen, um finanziell unabhängiger zu werden.

Rätselhafte Kurzschrift-Notiz

Ein Rätsel gilt es am Rande aber noch zu lösen: Oben auf dem Brief befindet sich ein Bleistift-Vermerk, wohl in einer spezielleren Kurzschrift-Variante, den bislang noch niemand entziffern konnte.