Fleißers Ingolstädter Stücke „Fegefeuer in Ingolstadt“ und „Pioniere in Ingolstadt“ wurden unlängst von Vasco Pimentel erstmals auch ins Portugiesische übertragen. Erschienen sind sie in einem Band mit dem Titel „Ingolstadt“ im Verlag Artistas Unidas/Snob. Damit sind Fleißers Werke nun in insgesamt zehn Sprachen übersetzt.
An der Hochschule für Musik und Theater Hamburg hatten sich zuletzt auch Studierende im Rahmen des Studienprojekts III „Fegefeuer. Marieluise Fleißer“ mit Fleißers Werken beschäftigt. Es entstanden Arbeiten u. a. zu Fleißers Roman, verschiedenen Stücken und Erzählungen mit den Titeln „Pioniere in Ingolstadt“, „Deep Fried Fish“, „Avantgarde“, „Die Dreizehnjährigen“, „Mehlreisende Frieda Geier“. Trailer sind in der Mediathek der HfMT Hamburg eingestellt.
Zwei bekannte Ingolstädter Künstler aus dem 20. Jahrhundert, die sich zu Lebzeiten auch in der Kupferstraße begegnet sind und zu Kunst und Literatur immer wieder einen Austausch gepflegt haben.
Marieluise Fleißers Stück „Pioniere in Ingolstadt“ wurde unter der Regie von Bert Brecht 1929 in Berlin so provokativ inszeniert, dass die Autorin zu Hause in Ingolstadt vielen Bürgern als „Nestbeschmutzerin“ galt, obwohl niemand aus ihrer Heimatstadt die Aufführung gesehen oder gar den Text der „Komödie“ gelesen hatte.
1968 erhielt der Ingolstädter Künstler und Maler Knut Schnurer von Dr. Wilhelm Reissmüller, dem Herausgeber des Donaukurier, den Auftrag, dieses Stück der Fleißer in der Fassung von 1968 mit Illustrationen zu versehen. In einer siebenseitigen Sonderbeilage zur Sonntagsausgabe des DK wurde dann der gesamte Text des Dramas abgedruckt und zusammen mit 14 Tuschezeichnungen von Schnurer zu den „Pionieren“ veröffentlicht. Man kann dies als einen Höhepunkt in der öffentlichen Rehabilitierung der Autorin Marieluise Fleißer in Ingolstadt sehen.
Vier der insgesamt ca. 30 damals entstandenen Illustrationen Schnurers zu „Pioniere in Ingolstadt“ sind hier zu sehen und Textstellen aus den Bildern des Dramas zugeordnet:
Diese kantigen, einfachen und doch präzise herausfordernden Tusche-Zeichnungen – ohne Hintergrund oder szenische Einbettung – geben zwingend das wieder, was die Fleißer in ihrer eigenen knappen und eindringlichen Sprache in den Dialogen dieses Dramas aufzeigt, die männlichen Unterdrückungsmechanismen Mädchen und Frauen gegenüber, aber auch das System der Subordination innerhalb des Militärs.
Geplante Ausstellungen 2021 und 2022 im Fleißerhaus:
Die Auseinandersetzung von Künstlern mit Texten und Themen aus dem Werk von Marieluise Fleißer bilden immer wieder die Grundlage für entsprechende Ausstellungen, auch im neuen Fleißerhaus.
Für den Herbst 2021 ist eine Ausstellung mit Werken von Annette Lucks zu Marieluise Fleißer geplant. Frau Lucks beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der Ingolstädter Autorin und hat bereits im Jubiläumsjahr 2001 in der alten Dokumentationsstätte in der Kupferstraße zu dieser Thematik ausgestellt.
Im Herbst 2022 wird man dann in einer Ausstellung Werke von Knut Schnurer zu Marieluise Fleißer im neuen Ausstellungsraum des Fleißerhauses in der Kupferstraße sehen können, besonders auch die Tusche-Zeichnungen zu „Pioniere in Ingolstadt“. Auch bisher nicht veröffentlichte Werke Schnurers zum „Thema Fleißer“ werden dann gezeigt.